Der Return-to-Office-Trend: Ein Rückfall in alte Machtstrukturen?

demuth arbeitsrecht potsdam zeigt eine frau die im homeoffice am laptop arbeitet

Nach der Pandemie klang es wie ein Versprechen: Homeoffice sei gekommen, um zu bleiben. Doch der Trend deutet anders an. Eine neue Welle rollt durch die deutschen Unternehmen, genannt RTO – „Return to Office“. Plötzlich sollen Mitarbeitende wieder regelmäßig ins Büro zurückkehren. Aber warum? Worum geht es hier wirklich? Und was bedeutet das für die Arbeitswelt, die wir uns eigentlich anders vorgestellt hatten?

 

Viele CEOs wollen in die alte Zeit zurück: volle Großraumbüros, kurze Wege, spontane Besprechungen und das Gefühl, jederzeit die Fäden in der Hand zu halten. Es geht um Kontrolle. Man möchte wieder nah dran sein, möchte steuern, managen, führen.  Was früher als selbstverständlich galt, fühlt sich heute an wie ein Rückschritt in eine Welt, die wir längst hinter uns lassen wollten.


RÜCKKEHR INS BÜRO: KONTROLLE ODER VERTRAUEN?

Wirtschaftspsychologe Carsten Schermuly bringt es auf den Punkt: Beim Return-to-Office-Trend geht es oft um Macht. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit greifen viele Führungskräfte zu alten Verhaltensmustern. Die Angst vor Kontrollverlust lässt den Wunsch nach Anwesenheit im Büro wachsen. Es ist, als ob man ein trügerisches Sicherheitsnetz auswerfen will, das nur scheinbar Halt gibt.

 

Doch was bewirkt das wirklich? Der Zwang zur Präsenz setzt die falschen Signale. Statt Flexibilität und Eigenverantwortung zu fördern, entsteht ein Gefühl von Entmündigung. Mitarbeitende, die zuvor eigenständig und produktiv aus dem Homeoffice arbeiteten, fühlen sich plötzlich wie Figuren in einem Spiel, dessen Regeln sie nicht mitbestimmen dürfen.

HILFLOSIGKEIT STATT INNOVATION

Und was ist das Ergebnis? Statt die Produktivität zu steigern, führt der Rückgriff auf alte Führungsstile zur Verunsicherung. Die Mitarbeitenden werden hilfloser, fühlen sich weniger gehört und gesehen. Das Büro wird zum Symbol für Kontrolle und Macht, nicht für Kreativität und Zusammenarbeit. Schermuly warnt zurecht: Der Return to Office kann leicht nach hinten losgehen, wenn Führungskräfte nicht erkennen, dass sich die Arbeitswelt gewandelt hat – und zwar grundlegend.

EIN WECKRUF FÜR DIE ARBEITSWELT

Wir stehen an einem Scheideweg. Der Wunsch nach Kontrolle darf nicht die Grundlage für Entscheidungen über die Zukunft der Arbeit sein. Stattdessen brauchen wir neue Modelle, die die Stärken beider Welten – Büro und Homeoffice – kombinieren. Die Zukunft gehört den Unternehmen, die Vertrauen schenken, statt Kontrolle zu erzwingen, die Flexibilität ermöglichen, statt rigide Präsenzpflichten durchzusetzen.

 

Am Ende ist die Frage nicht, ob wir ins Büro zurückkehren, sondern wie wir gemeinsam eine Arbeitswelt gestalten, die für alle funktioniert. Der Return-to-Office-Trend ist ein Weckruf, den wir nicht überhören sollten: Es geht nicht um Kontrolle, es geht um Vertrauen.