MEDIZINISCHES CANNABIS UND FÜHRERSCHEINVERLUST: WAS ARBEITGEBER WISSEN SOLLTEN

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DEMUTH Rechtsanwälte Cannabis Arbeitsrecht 2024

Medizinisches Cannabis wird für viele Arbeitnehmer:innen mit chronischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) oder starken Schmerzen eingesetzt, um Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Doch der therapeutische Nutzen bringt auch rechtliche und arbeitsrechtliche Herausforderungen mit sich – besonders dann, wenn Mobilität und Führerschein für die berufliche Tätigkeit essenziell sind.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen

Seit 2017 ist die Verschreibung von medizinischem Cannabis in Deutschland möglich. Doch der Wirkstoff THC beeinflusst die Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit, was nicht nur die Fahrtüchtigkeit betrifft, sondern auch rechtliche Fragen aufwirft:

  • Fahrtüchtigkeit: Bereits ein aktiver THC-Wert von mehr als 1 ng/ml im Blut kann bei Verkehrskontrollen zur Annahme von Fahruntüchtigkeit führen – selbst bei ärztlich verordnetem Gebrauch.
  • Langzeitnachweis: THC kann im Körper gespeichert werden und bleibt bei regelmäßiger Einnahme noch Tage nachweisbar.

 

Risiken für den Führerschein – und die Arbeit

Ein Führerscheinverlust durch hohe THC-Werte kann weitreichende Folgen haben:

 

  • Mobilitätsabhängige Berufe: In Branchen wie Transport, Außendienst oder Logistik ist der Führerschein unverzichtbar. Ohne ihn drohen Ausfälle oder Einschränkungen bei der Einsatzfähigkeit.
  • Arbeitsrechtliche Konsequenzen: Führerscheinverlust kann in manchen Fällen eine personenbedingte Kündigung rechtfertigen.

Wie Arbeitgeber proaktiv handeln können

Um Risiken für das Unternehmen und Ihre Mitarbeiter:innen zu minimieren, sollten Sie folgende Maßnahmen in Betracht ziehen:

  1. Offene Kommunikation fördern: Schaffen Sie eine Unternehmenskultur, in der Beschäftigte über ihren medizinischen Cannabis-Konsum sprechen können, ohne Stigmatisierung befürchten zu müssen.
  2. Gutachten einfordern: Ermutigen Sie betroffene Arbeitnehmer:innen, ein verkehrsmedizinisches Gutachten beizubringen, das die Fahrtüchtigkeit bestätigt.
  3. Flexible Lösungen anbieten: Bei vorübergehender Fahruntüchtigkeit können alternative Aufgaben oder Homeoffice-Lösungen helfen, Ausfälle zu kompensieren.
  4. Aufklärung im Team: Sensibilisieren Sie Führungskräfte und Kolleg:innen für den Unterschied zwischen medizinischem und freizeitlichem Cannabis-Konsum.

Zusammenfassend: Gesundheit und Recht in Einklang bringen

Als Arbeitgeber können Sie nicht nur die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter:innen unterstützen, sondern auch rechtliche Konflikte und betriebliche Risiken minimieren. Ein transparenter und lösungsorientierter Umgang mit dem Thema medizinisches Cannabis stärkt das Vertrauen und sichert die Einsatzfähigkeit Ihres Teams.

 

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